,,Mitte des Sommers 1904 hatte er bereits die "Bauskizzen" wie er sie nannte, entworfen", heißt es in Alma Mahlers Erinnerungen im Blick auf die Entstehung der Siebten Symphonie (Mahler 1949, 115). An anderer Stelle teilt Alma Mahler einen Brief ihres Mannes vom Juni 1910 mit, in dem es heißt: "In der Kunst wie im Leben, bin ich ganz auf Spontaneität angewiesen. Wenn ich componiren sollte, müsste, würde ich sicher keine Note zusammenbringen" (Mahler 1949, 451). Im gleichen Brief präzisiert Mahler diese Gedanken im Blick auf die Genese der Siebten und der Achten Symphonie:
"[Im Sommer 1901] hatte ich vor, die 7. deren beide Andantes dalagen, fertig zu machen. Zwei Wochen quälte ich mich bis zum Trübsinn, wie Du Dich noch erinnern musst - bis ich ausriß in die Dolomiten! Dort derselbe Tanz und endlich gab ich es auf und fuhr nach Haus mit der Überzeugung. daß der Sommer verloren sein wird. In Krumpendorf erwartetest Du mich nicht, weil ich meine Ankunft nicht angezeigt hatte. Ich stieg in das Boot, um mich hinüberfahren zu lassen. Beim ersten Ruderschlag fiel mir das Thema (oder mehr der Rhythmus und die Art) der Einleitung zum 1. Satze ein - und in 4 Wochen war 1., 3. und 5. Satz fix und fertig!"(Mahler, 1949, 411)
In der Tat trägt die Partitur des Kopfsatzes der Siebenten Symphonie den Vermerk "Maiernigg 15. August 1905"; und an diesem Tag meldet Mahler seinem Freund Guido Adler die Vollendung des Werks mit den Worten: "Septima mea finita est. Credo hoc opus fauste natum et bene gestum. Salutationes plurimas tibi et tuis etiam meae uxoris" (in deutscher Übersetzung: "Meine Siebte ist beendet. Ich glaube, dass dieses Werk glücklich geboren und gut geraten ist. Viele Grüße Dir und den Deinen auch von meiner Frau«, HLG 1979, 240). An eine Aufführung denkt Mahler zunächst nicht; zumindest bemüht er sich vordringlich um die Uraufführung der Sechsten, die am 27. Mai 1906 anlässlich des Tonkünstlerfestes in Essen zustande kommt. Weil ihn anschließend vor allem die Vollendung der Achten beschäftigt und außerdem wegen seines Wechsels nach New York unruhige Zeiten anbrechen, kann sich der Komponist auch weiterhin nicht kontinuierlich um die Uraufführung der Siebten kümmern. Immerhin benutzt er seine vorübergehende Rückkehr nach Europa im Frühjahr 1908, um mit dem Impresario Emil Gutmann Kontakt aufzunehmen und ihm das Werk für eine Tournee vorzuschlagen. Die Besetzung halte sich in Grenzen, aus dem Rahmen fielen allein Gitarre und Mandoline, lässt er Gutmann wissen und fügt hinzu: »Es ist mein bestes Werk und vorwiegend heiteren Charakters« (GMB 1996, 360).